Vor ein paar Tagen habe ich mir die intelligente Sprachassistentin Alexa von Amazon in Form des Echo Dot zugelegt. Dies ist die kleinere Version, die außer einem weniger leistungsstarken Lautsprecher aber über die gleichen Funktionen, wie der große Bruder "Echo" verfügt. Sie kostet ca 60 Euro. Aktuell gibt es die Geräte jedoch nur per Einladung - ich habe ca. 2 Monate gewartet.

Nach den ersten Tagen im Test muss ich sagen, dass ich mir schon jetzt wünsche Alexa in jedem Raum befragen zu können und nicht nur da wo sie aktuell angeschlossen ist. Man gewöhnt sich erstaunlich schnell daran alles Mögliche einfach in den Raum hinein zu fragen, ohne dabei seine aktuelle Tätigkeit unterbrechen zu müssen und ohne auf einen (Smartphone-) Bildschirm dabei gucken zu müssen. Allerdings hat die erste Euphorie auch recht schnell einen kleinen Dämpfer bekommen, da man dann doch oft an Grenzen stößt, je mehr man ausprobiert.

Zunächst jedoch zu den technischen Details: Echo Dot verfügt über sieben Mikrofone, die eine so genannte Fernfeld Spracherkennung ermöglichen. Zusammen mit der Geräuschunterdrückung ermöglicht die Technologie eine erstaunlich gute Erkennung - auch quer durch den Raum, wenn man leise spricht und sogar wenn Musik oder der Fernseher läuft solange man die Regel einhält, den Echo Dot mindestens einen Meter von anderen Lautsprechern entfernt aufzustellen. Der eingebaute Lautsprecher vollbringt selbstverständlich keine Glanzleistungen, reicht aber völlig aus, wenn man nicht hauptsächlich Musik damit hören möchte. Für diesen Zweck habe ich den Dot ohnehin per Klinkenkabel mit meiner Hifi-Anlage verbunden. Das Gerät verfügt über 4 Tasten - zwei zur Lautstärke-Regelung, eine Funktionstaste, die ich aber nur zur Ersteinrichtung benötigt habe, sowie eine Mikro-Aus-Taste. Per Strom versorgt wird der Dot über einen handelsüblichen mikro USB Stecker - ein USB-Netzteil ist im Lieferumfang enthalten.

"Alexa, liebst du mich?"
Zugegeben, das ist etwas traurig! Aber ihre Antworten sind teilweise durchaus unterhaltsam und sie wirkt fast menschlich. Wenn man Alexa das erste Mal anschließt, muss man per zugehöriger Smartphone-App zunächst eine WLAN-Verbindung herstellen. Das geht sehr schnell und kurz später begrüßt einen Alexa mit einem freundlichen "Hallo". Dabei dreht sich der Lichtkreis an der Oberseite. Sobald man die nette Dame ansprechen möchte, muss man dies zunächst mit ihrem Namen tun. Sobald sie ihren Namen verstanden hat leuchtet der Lichtring in der Richtung auf, aus der man gesprochen hat und die Spracherkennung beginnt.

Von Haus aus unterstützt Alexa bereits die Musikwiedergabe, wenn man ein Amazon Prime-Music oder Spotify Konto besitzt. Wissensabfragen funktionieren dank Bing und Wikipedia im Hintergrund auch bereits - allerdings gibt es dort bereits einige Grenzen, die jedoch mit Verbesserungen in der semantischen Suche voraussichtlich in den nächsten Jahren aufgelöst werden können. Außerdem kann man Timer oder Wecker stellen und nach dem Wetter fragen.

Wenn man darüber hinaus gehende Funktionen nutzen möchte empfiehlt es sich Alexa in der zugehörigen App zu personalisieren. Dort können zum Beispiel verschiedene Nachrichtenquellen ausgewählt werden, die Alexa einem dann auf Anfrage als "persönliche Zusammenfassung" präsentiert - besonders praktisch morgens wenn man keine Zeit zum lesen hat!

Außerdem kann man einen Zielort wie beispielsweise die Arbeitsstelle festlegen, für die Alexa einem dann eventuelle Staus nennen kann und die voraussichtliche Ankunftszeit berechnet. Wenn man seinen Kalender verknüpft (getestet mit Google Kalender) dann kann Alexa außerdem die Termine für den Tag vorlesen oder neue Termine eintragen - dies funktioniert sehr zuverlässig.

Was ich gut finde

  • Alexas angenehme Stimme
  • Die gute räumliche Erkennung
  • Die Möglichkeit über die "Skills" zusätzliche Fähigkeiten in Form von Diensten durch Drittanbieter zu installieren
  • Sehr zuverlässig funktioniert die Musikwiedergabe, egal ob nach Genre, Interpret oder Stimmung ("entspannte Musik"), sowie nach Radiosendern gefragt wird - Alexa tut tadellos ihren Dienst! Deutschsprachige Podcasts gibt es über TuneIn leider nicht sehr viele.
  • Die einfache Bedienung und die Möglichkeit "Hands free" zu arbeiten
  • Die "kleinen" Dinge wie einen Timer zu stellen, eine Erinnerung auf mein Handy zu schicken oder einen Kalendereintrag vorzunehmen
  • Überrascht hat mich, dass sie mir die Öffnungszeiten vom Rewe um die Ecke nennen konnte

Welche Funktionen ich vermisse

  • Eine Natürlichere Frageformulierung bei den "Skills"! Anstatt immer den Namen des Skills zu nennen wie, "Frage Deutsche Bahn nach..." oder "Frage chefkoch nach..." würde ich lieber Fragen stellen wie "Wann fährt der nächste Zug nach..." oder "Alexa, nenn mir ein Rezept mit Pastinaken" ;-) Hier muss dringend noch an der Erkennung natürlicher Sprache/Formulierung gearbeitet werden, das schöne ist jedoch das diese Verbesserungen in Zukunft einfach softwareseitig aufgespielt werden können und ich benötige keine neue Hardware anzuschaffen
  • Warum kann Wikipedia nicht komplett durchsucht werden? Eine Suche nach "Weihnachtsbaum" oder "WLAN" funktioniert, eine Suche nach "Rating-Agenturen" schlägt jedoch fehl. Dabei ist die Artikelstruktur auf Wikipedia doch immer die gleiche und damit sollte einer Sprachsynthese, egal welcher Artikelzusammenfassung doch eigentlich nichts im Wege stehen?
  • Schön wäre es, per Spracherkennung die Tonausgabe von eingebautem Lautsprecher auf den Klinkenausgang umstellen zu können und umgekehrt. Aktuell gibt der interne Lautsprecher bei eingestecktem Kabel keinen Ton mehr von sich. Dies ist schade, da meine Hifi-Anlage nicht permanent angeschaltet ist und ich Alexa durchaus oft auch ohne Musik nutze. Wenn ich jetzt immer zum Gerät gehen muss, um das Kabel anzustecken wenn ich Musik hören will oder abzustecken wenn ich Alexa ohne zusätzliche Lautsprecher nutzen will, verfehlt das den Sinn der kontaktlosen Bedienung!
  • Ich würde gerne mehr als ein Kalender-Konto mit Alexa verknüpfen, den privaten und den beruflichen.

Was ich leider nicht testen kann sind die Smart Home Funktionen. Jedoch juckt es mich in den Fingern auch das Licht und die Raumtemperatur per Sprache steuern zu können, denn auch einige bekannte Smart-Home Anbieter werden von Alexa unterstützt. Als Entwickler reizt es mich natürlich auch einen eigenen "Skill" für Alexa zu programmieren, jedoch empfiehlt Amazon dazu die kostenpflichtigen Amazon Web Services (AWS) zu benutzen, die die effizienteste Performance liefern. Die andere Möglichkeit wäre einen eigenen Webdienst einzurichten, das unterstützt jedoch mein Webhoster nicht.

Datenschutzbedenken
Ja, natürlich muss ich auch ein paar Worte zum Datenschutz verlieren. Laut Amazons Aussage schickt der Dot meine Sprachaufnahmen nur in die Cloud zu den Amazon Servern wenn vorher das einstellbare Codewort "Alexa", "Echo" oder "Amazon" erkannt wurde. Die Erkennung dieses Wortes läuft demnach ohne die Amazon Server direkt im Gerät ab. Dieser Aussage muss man wohl zurzeit einfach vertrauen. Dennoch wird Amazon alle anderen Daten, die übertragen werden sammeln und genauestens analysieren und mein Amazon Profil erweitern, um mir noch bessere Einkaufsvorschläge unterbreiten zu können. Da ich die Shoppingfunktion abgeschaltet habe kann ich zumindest nicht aus Versehen ein Puppenhaus kaufen.

Ein persönlicher Assistent? In Zukunft ja!
Insgesamt muss ich sagen, ich bin absolut überzeugt davon, dass intelligente Sprachassistenten in Zukunt unsere selbstverständlichen Begleiter werden. Die Möglichkeit verschiedene Informationen zu erhalten und Aufgaben bzw. Steuerung per Zuruf abwickeln zu können ist dermaßen komfortabel und intuitiv, dass man es nach kurzer Zeit als völlig selbstverständlich empfindet. Um es im Alltag schon jetzt nicht mehr missen zu wollen muss allerdings Softwareseitig noch einiges getan werden und ich müsste mir ein Dot für jeden Raum zulegen. Außerdem sind die bereits angesprochenen Datenschutzbedenken natürlich nicht von der Hand zu weisen. Wer auch immer das Rennen der Sprachassistenten machen wird, sei es Amazon, Google, Microsoft oder Apple - es muss dringend eine vernünftige Regelung für den Umgang mit aufgenommenen Audios und vor allem mit den gewonnenen Daten gefunden werden. Ich hoffe, dass der Spagat zwischen Komfort und Datensicherheit irgendwann geschaffen wird - vielleicht sogar durch einen bisher noch nicht in Erscheinung getretenen unabhängigen Dienst. Für einen richtig guten Assistenten wäre ich durchaus auch bereit eine Monatliche Gebühr zu bezahlen wenn meine Daten dafür nicht kommerzialisiert werden. Bis dahin muss ich wohl dem "geringeren Übel" Amazon vertrauen und mich nicht von Shoppingempfehlungen zum Kauf verleiten lassen.

P.S.: Probiert mal Alexas Selbstzerstörungsfunktion aus ;-)